Nicht nur der Körper, auch die Psyche des Menschen ist durch das Geschlecht geprägt. Männer und Frauen unterscheiden sich in ihrem Erleben und Verhalten, werden anders krank und gehen anders mit Symptomen um. Das Referat „Frauen- und geschlechtsspezifische Fragen in der Psychiatrie“ der DGPPN widmet sich der Erforschung geschlechtsspezifischer Unterschiede in der Prävalenz, Symptomatik, Diagnostik und Behandlung psychischer Erkrankungen.
Epidemiologischen Daten offenbaren: Mädchen und Frauen erkranken häufiger an Depressionen, Angst- und Essstörungen, während Jungen und Männer ein höheres Risiko haben, an Verhaltens- oder Entwicklungsstörungen wie Autismus oder ADHS zu erkranken oder eine Alkoholabhängigkeit zu entwickeln. Auch bei den Erklärungsmodellen für Krankheit unterscheiden sich die Geschlechter: Frauen thematisieren eher die seelische Komponente, während bei Männern körperliche Ursachen im Vordergrund stehen.
Frauen nehmen häufiger psychotherapeutische Hilfe in Anspruch als Männer. Damit korrespondiert, dass Ärztinnen und Ärzte bei Frauen eher von psychosomatischen Beschwerden ausgehen als bei Männern und ihren Patientinnen mehr Psychopharmaka verschreiben. Auch in der pharmakologischen Forschung gilt es, Geschlechtsunterschiede noch mehr zu berücksichtigen.